Sie haben sich für ein Zahnimplantat mit fest sitzendem Zahnersatz entschieden. Herzlichen Glückwunsch! Denn Sie haben die hochwertigste Methode des Zahnersatzes gewählt. Und damit Sie möglichst ein Leben lang daran Freude haben, sollten Sie bei Reinigung und Pflege Ihres Zahnimplantates einige Dinge beachten.
Die tägliche Mundhygiene zu Hause, ergänzt um professionelle Prophylaxe beim Zahnarzt und regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt zählen zu den wichtigsten Maßnahmen. Ziel ist dabei immer, dass Ihr Implantat langfristig entzündungsfrei und stabil im Knochen verankert bleibt. Die Vermeidung einer Periimplantitis, einer Entzündung im Bereich eines Implantates mit anschließendem Rückgang von Schleimhaut, spielt dabei die wichtigste Rolle. Denn im schlimmsten Fall kann sie zum Verlust des Implantates führen.
Doch gehen wir im zeitlichen Ablauf der Therapie noch ein Stück zurück:
Implantat: Die Einheilung nach dem Setzen
Nachdem Ihr Zahnimplantat vom Spezialisten für Implantologie im Kiefer gesetzt wurde, gibt es generell zwei unterschiedliche Methoden der Einheilung: die geschlossene und die offene Einheilung. Bei der geschlossenen wird das Zahnfleisch über dem Implantat vernäht und es kann geschützt heilen. Es kann jedoch vorkommen, dass sich das Zahnfleisch während des Heilungsprozesses ein wenig öffnet, die Verschlussschrauben werden sichtbar. In diesem Fall sollten Sie den Zahnfleischbereich sorgfältig mit der Zahnbürste pflegen. Eine offene Einheilung erfolgt, wenn beim Setzen des Implantates zugleich ein Zahnfleischformer miteingeschraubt wird, der aus dem Kiefer herausragt. Bei dieser Methode muss das Zahnfleisch später nicht erst wieder freigelegt werden, um für den eigentlichen Zahnersatz den Abdruck zu nehmen.
Wie lange dauert die Einheilung?
Die Dauer der Einheilung hängt in erster Linie von der Komplexität der Behandlung ab. Ohne Knochenaufbau beträgt die Einheilzeit nur ca. 6 bis 12 Wochen, bevor der Zahnersatz auf dem Implantat verankert werden kann.
Bei speziellen Behandlungsmethoden, wie Sofortimplantaten oder der All-on-4 Methode (Feste Dritte Zähne: Implantat-Zahnersatz an einem Tag), bei der im zahnlosen Kiefer eine feste Brücke auf nur 4 Implantaten aufgesetzt wird, erfolgt die Belastung der Zahnimplantate sofort. Die eigentliche Einheilung erfolgt hier natürlich auch erst nach dem Eingriff, die Einheilphase (Osseointegration) dauert in der Regel gleich lange, wie bei der herkömmlichen Methode, bei der die Implantate zunächst nicht belastet werden.
Nachuntersuchung und Kontrolluntersuchungen nach dem Setzen von Implantaten
Nachdem in der minimalinvasiven Operation das Implantat vom Zahnarzt im Kiefer gesetzt wurde, ist in der Regel nur ein Termin nötig. Dabei wird das OP-Gebiet vom Zahnarzt kontrolliert und gegebenenfalls werden die Nähte entfernt. Zudem wird das OP-Gebiet von der Prophylaxehelferin oder der Dentalyhygienikerin sorgfältig gereinigt.
Freilegung der Implantate, Abdruck und Anfertigung des Zahnersatzes
Um den Zahnersatz anfertigen zu können, muss zunächst ein Abdruck genommen werden. Bei der geschlossenen Einheilung muss das Zahnimplantat hierfür freigelegt werden, dafür wird das Zahnfleisch geöffnet. Meist wird dabei auch die Verschlussschraube abgenommen und stattdessen ein Gingivaformer eingebracht – er sorgt für die perfekte Formung des Zahnfleisches für die spätere prothetische Versorgung des Zahnimplantates mit einer Zahnkrone oder Brücke. Wenn das Zahnimplantat vollständig eingeheilt und sicher belastbar ist, wird der eigentliche Zahnersatz vom Labor gefertigt. Meist wird ein Kieferabdruck genommen, anschließend wird ein Abformlöffel angefertigt, der dem Zahnlabor die Durchtrittsstellen an den Implantaten exakt vorgibt. Daneben gibt es auch Abutements, die direkt angebracht werden können, meist im Seitenzahnbereich. Im letzten Schritt wird der Zahnersatz (Krone oder Brücke) fest auf dem Implantat fixiert. Er kann entweder verschraubt oder zementiert werden.
Die Nachsorge: Was ist nötig nach der Versorgung mit Zahnimplantat und Zahnersatz?
Sie haben Ihren fest sitzenden, implantatgetragenen Zahnersatz erhalten – jetzt geht es darum, ihn so lange wie möglich funktionsfähig zu erhalten, erfolgsentscheidend ist dabei die Gesunderhaltung des Umgebungsbereiches.
Zur eigentlichen Nachsorge zählen in der Regel ein bis zwei Röntgenkontrollen im ersten Jahr nach der Behandlung. Dabei erfolgen noch weitere Prüfungen und Kontrollen: Prüfung der Festigkeit, Prüfung der Blutungsneigung am Zahnfleischsaum, Kontrolle der Kaufunktion, Aufeinandertreffen der Kauflächen oder Neigung zum Zähneknirschen.
Reinigung und Pflege Ihres implantatgetragenen Zahnersatzes zu Hause
Wie eingangs erwähnt, ist die optimale Pflege Ihrer Zahnimplantate erfolgsentscheidend. Dazu können Sie selbst einen Großteil beitragen – mit der richtigen häuslichen Mundhygiene. Zusätzlich sollten Sie unbedingt regelmäßig zur professionellen Zahnreinigung gehen.
Bei der Pflege zu Hause benötigen Implantate etwas mehr Aufmerksamkeit als normales Zähneputzen. Denn ein Zahnimplantat unterscheidet sich vom natürlichen Zahnhalteapparat, so haftet das Zahnfleisch beim Implantatbett in der Regel etwas lockerer am Zahn an, als bei natürlichen Zähnen. Bei entsprechender Anleitung durch Ihren Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin wird Ihnen dies jedoch ohne weiteres gelingen und sehr bald in Fleisch und Blut übergehen. Denn die Pflege unterscheidet sich nicht maßgeblich von der sorgfältige Zahnpflege der eigenen Zähne, die Sie ja schon anwenden.
Ihr Zahnimplantat: Die wichtigsten Tipps für die optimale Pflege
Zähneputzen: Am besten mit der elektrischen Zahnbürste – und mit Maß
Zahlreiche Studien belegen, dass die elektrische Zahnbürste fast immer effektiver reinigt, als die manuelle Zahnbürste. Die Entfernung von Plaque ist wesentlich gründlicher. Mit einer manuellen Zahnbürste erreichen Sie etwa 60 bis 80 Bewegungen pro Minute, eine elektrische schafft dagegen je nach Technologie etwa 8.000 Rotationen pro Minute bzw. 30.000 Schwingungen pro Minute bei der Schallzahnbürste und 1,5 Millionen Schwingungen pro Minute bei Verwendung von Ultraschall. Sie haben die Wahl zwischen rotierenden elektrischen Zahnbürsten und Schallzahnbürsten – im Putzergebnis schneiden beide Methoden gleich gut ab. Ziel des Zähneputzens ist immer die Entfernung der schädigenden bakteriellen Beläge und Biofilm. Denn damit beugen Sie Karies bei natürlichen Zähnen, Parodontitis sowie der Periimplantitis bei Implantaten vor.
Achtung: Das richtige Maß ist ausschlaggebend! Putzen Sie mit einem mäßigen Druck, denn ein zu hoher Putzdruck kann schaden. Wie bei natürlichen Zähnen kann dadurch das eigene Gewebe geschädigt werden, das Zahnfleisch kann sich zurückziehen, im Extremfall wird auch die Zahnhartsubstanz angegriffen. Putzen Sie zwei Mal täglich mit der optimalen Putztechnik.
Sollten Sie sich, aus welchen Gründen auch immer, gegen die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste entscheiden, so beachten Sie unbedingt: Bei der Pflege Ihres Implantates ist die Zahnfleischsaumpflege sehr wichtig, die Zahnbürste muss deshalb so gehandhabt werden, dass ihre Borsten unter den Zahnfleischsaum rutschen. Dies erreichen Sie, indem Sie die Zahnbürste in einem Winkel von etwa 45 Grad bedienen. Wählen Sie unbedingt eine mittlere oder weiche Borstenstärke, zu harte Borsten können zu Verletzungen am Zahnfleisch führen.
Reinigung der Zahnzwischenräume: Mit Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten
Wie bei natürlichen Zähnen ist auch bei Implantaten die Reinigung der Zahnzwischenräume unbedingt notwendig. Hierbei verwenden Sie am besten Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten. Die Zahnbürste, elektrisch oder manuell, erreicht nicht jeden Winkel in den Zahnzwischenräumen bzw. im Bereich zwischen Implantaten oder Implantat und natürlichem Zahn.
Arbeiten Sie deshalb mit Hilfsmitteln: Reinigen Sie den Zahnfleischsaum von Implantaten mit der bewährten klassischen Zahnseide. Wenn Ihr Implantat im Seitenzahnbereich liegt oder die Zahnzwischenräume recht groß sind, eignet sich auch eine Zahnseide mit flauschigen Anteilen, da Sie durch die flauschigen Anteile hier einen viel stärkeren Reinigungseffekt erreichen.
Bei Bedarf können Sie die Zahnseide auch mit flüssigen desinfizierenden Lösungen anreichern. Fragen Sie hierzu Ihren Zahnarzt.
Zahnzwischenraumbürsten: Sie sind in vielen Fällen die erste Wahl für die Reinigung von Zahnzwischenraum bzw. Implantatzwischenraum. Der Putzdruck erfolgt nahezu automatisch durch die Form der Interdentalbürsten. Bei Zahnseide müssen Sie den Druck selbst erzeugen. Allerdings müssen Sie unbedingt sicherstellen, dass die Zahnzwischenraumbürste ohne die geringsten Schmerzen zu erzeugen, in den Zwischenraum passt, sie könnte sonst Ihr Zahnfleisch verletzen. Nutzen Sie hierfür aus der Fülle an Maßen und Modellen die jeweils exakt passende Bürste.
Vorsicht bei Zahnfleischpapillen (Zahnfleischanteil, der in den Zahnzwischenraum hineinragt): Sie sollten Interdentalbürsten möglichst nur bei offenen Zwischenräumen ohne Papille anwenden, bei Papillen nehmen Sie besser Zahnseide, um Verletzungen zu vermeiden.
Wie Zahnseide kann auch die Interdentalbürste zur noch effektiveren Reinigung mit Desinfektionstinkturen getränkt werden.
Alternative zur Reinigung von Zahnzwischenräumen: Die Munddusche
Mit einer Munddusche können Sie ebenfalls Zahnbeläge (Plaque) und Bakterien im Zahnzwischenraum entfernen. Zudem können mit Mundduschen Druckspülungen mit desinfizierenden Spüllösungen aus niedrig dosiertem Chlorhexidin durchgeführt werden, die den Bakterien an den Kragen rückten. Da mit Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten wissenschaftlich nachweislich hervorragende Reinigungsergebnisse erzielt werden, eignet sich die Munddusche in erster Linie für Patienten, die mit der Anwendung von Seide und Bürsten nur schwer oder gar nicht zurechtkommen. Für sie ist der Einsatz einer Munddusche eine gute Alternative, da sie einfacher in Handhabung und Anwendung ist.
Prophylaxe beim Zahnarzt: Regelmäßige Professionelle Implantatreinigung und Zahnreinigung
Für die effektive Pflege Ihres Implantates und deren langfristigen Erhalt ist eine regelmäßige Prophylaxe beim Zahnarzt unerlässlich. Sie unterstützen Ihre Pflege zu Hause damit maßgeblich und beugen einer Periimplantitis vor. Denn es gibt Bereiche, an die Sie selbst bei noch so engagierter Pflege nicht herankommen. Überlassen Sie das also unbedingt einer ausgebildeten Dentalhygienikerin bzw. Prophylaxehelferin in Ihrer Zahnarztpraxis.
Richtwert: Sie sollten mindestens zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung Ihrer Implantate und Zähne durchführen lassen. In manchen Fällen sind auch 3 bis 4 Besuche ratsam, Ihr Zahnarzt wird Sie entsprechend beraten. Direkt nach der Einheilungsphase des Implantates empfehlen wir den Patienten unserer Praxis Dr. Hinze bei München zwei bis drei Professionelle Implantatreinigungen pro Jahr.
Sie werden dabei nicht nur „behandelt“ sondern auch beraten. Die Prophylaxesitzung umfasst:
- Kontrolle der Hygiene und Ihres Pflegeerfolges
- Anleitungen und Tipps zur Optimierung Ihrer häuslichen Implantatpflege
- Prüfung auf Periimplantitis
- Prüfung auf Parodontitis und Karies an den natürlichen Zähnen
- Vorbeugungsmaßnahmen gegen Periimplantitis und Karies, z.B. durch Fluoridierung und Verwendung antibakterieller Lacke
- Behandlung kleinerer Zahnfleischentzündungen mit entzündungshemmenden Tinkturen
- Intensive Reinigung aller Zahnflächen und des Zahnfleischsaums
- Intensive Reinigung der erreichbaren Wurzelanteile unterhalb des Zahnfleisches
- Gründliche Reinigung von Zahnersatz und Implantaten
- Entfernung von Zahnstein (harte Zahnbeläge)
- Entfernung der stark bakterienhaltigen weichen Zahnbeläge (Plaque)
- Entfernung unästhetischer Verfärbungen mit einem speziellen Pulverstrahlgerät
Bei abnehmbarem implantatgetragenem Zahnersatz wird die Prothese abgeschraubt und separat intensiv gereinigt. Ebenso die im Kiefer verbleibenden Implantatpfosten und das umgebend Gewebe.
Bei der professionellen Implantatreinigung gibt es ein paar Besonderheiten zu beachten. Das Gewebe um das Implantat unterscheidet sich geringfügig von der Umgebung natürlicher Zähne. So muss mit bestimmten Reinigungsinstrumenten besonders vorsichtig umgegangen werden. Ihre ausgebildete Prophylaxehelferin wird dies alles berücksichtigen.
Für eine professionelle Zahnreinigung Ihres gesamten Gebisses müssen Sie nur etwa eine Stunde investieren. Wenig Zeit für viel Vorteil!
Das Ergebnis: So zeigen sich Implantat und Umgebung bei richtiger Pflege
Blasses Rosa ist die Farbe von gesundem Zahnfleisch und Interdentalpapille, dem Zahnfleischanteil zwischen den Zähnen. Es ist fest, haftet dicht am Zahnersatz an und bei Berührung mit leichtem Druck oder Anwendung von Zahnseide und Interdentalbürsten entsteht kein Zahnfleischbluten. Zähne und Zahnersatz, wie Krone oder Brücke auf Implantaten, zeigen keine Beläge und sind glatt. Dies gilt auch für herausnehmbaren Zahnersatz. Stehen Implantatpfosten frei, sind auch diese ohne jede Anhaftung.
Regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt
Wie jeder Mensch, so sollten auch Implantatträger regelmäßig zum Zahnarzt gehen. Schäden an Implantaten, Zahnersatz, Zahnfleisch und natürlichen Zähnen können nur durch eine professionelle zahnärztliche Untersuchung durch Ihren Spezialisten erkannt und gegebenenfalls sofort behandelt werden. Besonders wichtig ist dies in Bezug auf Periimplantitis, einer Entzündung im Implantatbereich, die unerkannt oder unbehandelt bis zum Verlust des Implantates führen kann. Ihr voran geht die Mukositis, bei der zunächst das implantatumgebende Gewebe entzündet ist.
Doch keine Sorge, wenn Sie die hier beschriebenen Maßnahmen zu Reinigung, Pflege und Prophylaxe beherzigen, werden Ihnen Ihre Zahnimplantate das ganze Leben lang gute Dienste leisten. Sie werden Ihr Lebensgefühl positiv beeinflussen und Ihnen ein sorgenfreies Genießen ermöglichen.
Ihr Dr. Marc Hinze