Wenn der Genuss von kalten, heißen oder süßen Speisen und Getränken zur Qual wird, sind oftmals freiliegende Zahnhälse der Grund des Übels. Denn statt dem erhofften kulinarischen Hochgenuss erlebt man mit schmerzempfindlichen Zähnen oftmals einen tief-stechenden Schmerz. Die Ursache liegt darin begründet, dass die Aggressoren in den Lebensmitteln ungehindert das Innere eines Zahnes angreifen können. Zudem beeinflussen freiliegende Zahnhälse nicht nur die Esskultur, sondern hinterlassen auch einen negativen Eindruck bezüglich der Gesamtästhetik des Gebisses und Lächelns von Betroffenen. Sie fühlen sich angesprochen und fragen sich, was Sie dagegen tun können? Neben vorbeugenden Maßnahmen, bieten sich hier besonders Zahnhalsfüllungen und Rezessionsdeckung an.
Ursache von freiliegenden Zahnhälsen
Der Schmerz kommt meist mit der Rezession – also dem Zahnfleischrückgang. Dazu sei gesagt, dass im gesunden Zustand das Zahnfleisch den Zahn kragenförmig umschließt und damit den Zahnhals zuverlässig schützt – dieser Schutzeffekt ist bei schmerzempfindlichen Zähnen nicht mehr gegeben. Im Falle von freiliegenden Zahnhälsen zieht sich die sogenannte Gingiva zurück und man spricht von einer Rezession. Durch diese werden die Zahnhälse nach und nach freigelegt, sodass sich in der Folge auch der darunterliegende Alveolarknochen, das knöcherne Zahnfach, zurückbildet. Oftmals führt das auch zu einer teilweisen Freilegung der Wurzeloberfläche des betroffenen Zahnes. Daher sind freigelegte Zahnhälse und Wurzeloberflächen den äußeren Einflüssen ‚unbeschirmt‘ ausgesetzt – und das macht sich in Form von schmerzempfindlichen Zähnen in unterschiedlichen Schweregraden beim Leidtragenden spürbar bemerkbar.
Die Ursachen sind zwar vielfältig, doch ist die häufigste Ursache für freiliegende Zahnhälse in chronischen Entzündungen zu finden. Zum Teil kann sich das Zahnfleisch auch durch akute Verletzungen, etwa durch scharfkantige Lebensmittelbestandteile, zurückziehen. Generell anfällig für schmerzempfindliche Zähne sind zudem Menschen mit einer sehr dünnen und zarten Gingiva, aber auch Patienten, die vermehrt mit den Zähnen knirschen oder etwaige Zahnfehlstellungen vorweisen, leiden häufig unter den genannten Symptomen. Außerdem ist es möglich, dass der Bandansatz von Lippen- oder Wangenbändchen am Rand der Gingiva das Zahnfleischgewebe beschädigt. Charakteristisch dafür ist, wenn das dreieckig geformte Zahnfleischstück zwischen den Zähnen (Papille) sich bei Zug auf das betreffende Bändchen, aufgrund einer entstandenen Blutleere, weißlich färbt.
Der wohl häufigste Grund für freiliegende Zahnhälse muss allerdings mit einer gutgemeinten jedoch falschen Zahnputztechnik begründet werden: Wird dauerhaft quer zum Zahnfleischverlauf geputzt, entstehen stetig neue Verletzungen am Zahnfleischrand, sodass sich das Zahnfleisch sich an den Außenbereichen der Zähne zurückzieht – das sogenannte ‚Putztrauma‘, wie Zahnärzte leider viel zu häufig diagnostizieren.
Die Folgen von freiliegenden Zahnhälsen: Schmerz, Karies & Co.
Das Zahnfleisch, das die Zähne umschließt, weist in gesundem Zustand eine blassrosa Farbe auf und ist in bis zu neun Millimeter in der Breite fest mit dem knöchernen Untergrund verwachsen (befestigte Gingiva). Die Funktion dieses fest anliegenden gingivalen „Kragens“ besteht darin, den Übergang von Weichgewebe zu Zahn, die Zahnfleischtasche, vor Verletzung, Nahrungsablagerungen sowie daraus resultierenden Entzündungen zu schützen.
Kommt es zu einem Zahnfleischrückgang geht die Schutzfunktion verloren und der freiliegende Zahnhals führt zu einer hohen Schmerzempfindlichkeit. Zudem steigt das Kariesrisiko deutlich, da das im Wurzelbereich freiliegende Dentin wesentlich kariesanfälliger ist als der Zahnschmelz. Und nicht zuletzt stört ein starker Zahnfleischrückgang die Gebissästhetik, da das Zahnfleisch an den Außenflächen der Zähne zurückweicht und die Zähne optisch länger als die benachbarten mit gesundem Zahnfleisch erscheinen. Nicht nur weiße Zähne sorgen für ein sympathisches und attraktives Lachen, auch der harmonische Zahnfleischverlauf spielt für die Gesamtästhetik eine entscheidende Rolle.
Auch vor der Versorgung mit einer Krone kann es bei Patienten mit sehr dünnem, zartem Zahnfleisch sinnvoll ein, zunächst für eine ausreichend breite und dicke Gingiva zu sorgen. Hierfür kann das Zahnfleisch prophylaktisch durch ein Bindegewebstransplantat verdickt werden. Damit wird sichergestellt, dass der Kronenrand langfristig unter dem Zahnfleischrand liegt und später nicht durch einen freiliegenden Zahnhals freigelegt wird.
Lösungen: Freiliegenden Zahnhälsen kann Abhilfe geleistet werden
Die Abdeckung der freiliegenden Zahnhälse kann mit zwei unterschiedlichen Methoden erfolgen. Das einfache Verfahren setzt auf das Schließen der „Lücken“ mit einer Füllung aus Kunststoff. Die andere Methode hingegen ist die chirurgische Zahnfleischkorrektur (Rezessionsdeckung), bei der das Zahnfleisch wiederhergestellt wird.
Freiliegende Zahnhälse durch eine Zahnhalsfüllung therapieren
Kleine Rillen und Furchen an den freiliegenden Zahnhälsen lassen sich mit speziellen Materialien wieder auffüllen. Diese einfache Methode ist jedoch, aufgrund der im Zahnhalsbereich schwierigen Haftung, häufig nicht von langer Dauer – zumal gerade dort eine besonders große mechanische Beanspruchung vorliegt. Vor allem bei größeren Defekten muss daher das Auffüllen oft mehrmals wiederholt werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Allerdings gibt es mittlerweile moderne hochwertige Werkstoffe aus Kunststoff mit ausgefeilten Haftmechanismen die eine bessere Haltbarkeit vorweisen, als noch die früheren Füllstoffe wie Zement und Amalgamfüllung. Heute können Füllungsliegezeiten an den freiliegenden Zahnhälsen von mehreren Jahren erreicht werden. Die Füllstoffe werden aufgeklebt (Adhäsivtechnik) und die gesamte gesunde Zahnsubstanz bleibt erhalten. Den heutigen Ansprüchen an Ästhetik und Funktion werden sie dennoch meistens nicht gerecht, da es nicht möglich ist, langfristig sicherzustellen, dass die Zahnhalsfüllung exakt dieselbe Farbe behält wie der natürliche Zahn des Patienten. Häufig ist die Abweichung zwar zunächst nicht sichtbar, doch durch unterschiedlichste Einflüsse (Koffein, Nikotin, Rotwein etc.), kann sich die Farbe nach relativ kurzer Zeit verändern. Inzwischen gibt es zwar hochästhetische Komposite, um farblich zufriedenstellende Ergebnisse zu erreichen, jedoch können hierdurch die zu lang wirkenden Zähne nicht korrigiert werden.
Ein weitaus größeres Problem besteht in der Möglichkeit von vermehrten Temperaturempfindlichkeiten, aufgrund des geringen Abstands zwischen den Zahnnerven am Zahnhals. Folge ist oftmals ein eins starker Schmerz, vorzugsweise beim Kontakt mit kalten Substanzen. Diese Form von schmerzempfindlichen Zähnen ist zwar meist nicht von langer Dauern, doch wird diese Begleiterscheinung als äußert störend und unangenehm empfunden – zumal gerade die ursprüngliche Schmerzempfindlichkeit des freiliegenden Zahnhalses ja behoben und nicht verstärkt werden sollte.
Die langfristige Lösung: Chirurgische Rezessionsdeckung für freiliegende Zahnhälse
Freiliegende Zahnhälse und schmerzempfindliche Zähne lassen sich im 21. Jahrhundert mit schonenden operativen Verfahren korrigieren. Je nach Schweregrad werden in der ästhetisch-plastischen Parodontalchirurgie minimalinvasive mikrochirurgische Techniken oder etwas umfassendere Methoden angewandt. Die gängigen Verfahren, um freiliegende Zähne zu behandeln, sind die Verschiebungen des Zahnfleisches sowie das Einpflanzen von körpereigenen oder künstlichen Transplantaten. Die Ziele der Rezessionsdeckung liegen in einer möglichst vollständigen physiologischen Abdeckung der Wurzeloberfläche sowie das Stoppen des Rezessionsfortgangs.
Generell müssen vor einer chirurgischen Rezessionsdeckung eventuelle bestehende Entzündungen wie Parodontitis erfolgreich behandelt werden. Zudem versteht es sich für den Langzeiterfolg als unerlässlich, dass der Betroffene in die korrekte Putztechnik eingewiesen wird und die regelmäßigen Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrnimmt. Da eine Fehlbelastung der betroffenen Zähne ebenfalls den langfristigen Erfolg der Rezessionsdeckung gefährden kann, sollte geprüft werden, ob eine solche vorliegt und gegebenenfalls korrigiert werden.
Die unterschiedlichen Verfahren der chirurgischen Rezessionsdeckung
Es gibt eine große Bandbreite möglicher Verfahren, mit denen freiliegenden Zahnhälsen ein Ende gesetzt werden kann. Zu den wohl beliebtesten Methoden zählt die Bildung eines koronalen Verschiebelappens oder eines lateralen Verschiebelappens. Hierbei wird entweder Gewebe aus der Nachbarregion mittels eines Verschiebelappens oder aus einem Bindegewebstransplantat eingenäht. Voraussetzung für diese Operationstechnik ist eine ausreichend vorhandene befestigte Gingiva von mindestens drei Millimetern im Bereich der freiliegenden Zahnhälse. Mit diesem Verfahren wird ein sehr gutes ästhetisches Ergebnis erzielt und es können gleichzeitig mehrere benachbarte Problemstellen abgedeckt werden, wobei der minimalinvasive Eingriff unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird.
Die sogenannten ‚Tunneltechniken‘ kommen ebenfalls häufig zum Einsatz. Im Bereich der schmerzempfindlichen Zähne wird mit speziellen Tunnellierungsinstrumenten oder Küretten das Zahnfleisch vom Knochen gelöst. Weist das Gewebe eine ausreichende Dicke auf, kann ein Mukosalappen (Spaltlappen) gebildet werden. Das Periost, die dünne Gewebeschicht über dem Knochen, wird auf dem Knochen belassen und der Lappen wird im Bindegewebe präpariert. Somit entsteht ein Tunnel, in den ein Bindegewebstransplantat eingebracht und mit Nähten fixiert werden kann, wobei man das Transpantat aus dem Gaumenbereich entnimmt. Bei der modifizierten Tunneltechnik wird anstelle eines Spaltlappens ein Mukoperiostlappen präpariert und soweit verschoben, bis er ohne Spannung über dem freiliegenden Zahnhals und dem eingebrachten Bindegewebstransplantat liegt. Entsprechend wird das Transplantat besser geschützt und die Neubildung von Blutgefäßen verbessert.
Sind die Zugkräfte, die auf die feste Gingiva wirken, die Ursache für einen freiliegenden Zahnhals, reicht oftmals schon die Durchtrennung oder Verlagerung hochansetzender Bänder aus, um den Fortgang zu stoppen.
Um die Regeneration des Zahnfleisches zusätzlich zu unterstützen stehen innovative Hilfsmittel zur Verfügung. Das Medikament Emdogain® beispielsweise enthält Schmelzmatrixproteine, welche die Neubildung parodontaler Haltefasern an den Wurzeloberflächen anregen – solche Wachstumsstoffe verbessern und beschleunigen die Heilung des Gewebes.In der modernen Zahnmedizin setzt man heute ausschließlich plastische Methoden ein, die keine Narbenbildung verursachen und die im Endergebnis keine Farbunterschiede am Zahnfleisch ergeben. Zudem sind diese Verfahren schmerzarm sowie risikoarm und bieten den Vorteil einer kurzen Heilungsphase.
Die häufigsten Gründe für eine Rezessionsdeckung
- Überempfindlichkeit (Schmerzempfindlichkeit) der freiliegenden Zahnhälse
- Beeinträchtigung der Zahnfunktion durch verändertes Kauverhalten
- Beeinträchtigung der Ästhetik des Gebisses (Rote Ästhetik)
- Kariesprophylaxe durch Wurzelabdeckung
- Gingivabreite unter 2 Millimeter (auch bei entzündungsfreier Gingiva)
- Lippen- und Wangenbändchen bei positivem Zugtest
- Putztraumata
- Verdickung einer dünnen und zarten Gingiva
- Rezession aufgrund kieferorthopädischer Zahnbewegungen
- Beseitigung von Zahnfleischtaschen, welche die Grenze zwischen befestigter Gingiva und beweglicher Schleimhaut überschreiten
Vorteile der Rezessionsdeckung: Keine halben Sachen bei freiliegenden Zahnhälsen
Bei der Therapie freiliegender und unschöner Zahnhälse sowie den damit einhergehenden schmerzempfindlichen Zähnen erreichen wir nur mit der chirurgischen Rezessionsdeckung ein langfristig optimales Ergebnis sowohl hinsichtlich der Funktion als auch der Ästhetik. Wichtig ist, dass Sie Ihre Zahn- und Zahnfleischsituation regelmäßig beim Zahnarzt oder beim Spezialisten für Parodontologie kontrollieren lassen. Denn je früher Defekte therapiert werden, desto geringer ist der Behandlungsaufwand. Sollten Ihre freiliegenden Zahnhälse eine Rezessionsdeckung benötigen, wird ein professioneller und erfahrener Zahnarzt dasjenige Verfahren auswählen, welches für Ihr Gebiss den größtmöglichen Erfolg verspricht – und zwar auf Dauer! Wenn Sie zudem ein paar Tipps für gesundes Zahnfleisch beherzigen, können Sie sich auch wieder vorbehaltlos auf den nächsten Eisbecher, heißen Grog oder eine Zuckerwatte freuen!
Auch wenn Zahnhalsfüllungen relativ schnell und einfach durchführbar sind, sollten Sie auch im Zweifelsfalle den Mehraufwand an Zeit und eventuellen Kosten für eine operative Therapie Ihrer schmerzempfindlichen Zähne nicht scheuen – für Ihr Wohlbefinden mit einer dauerhaften Zahngesundheit, die Sie strahlen lässt.
Ihr Zahnärzte-Team von Implanteer®