Ein Knochenabbau an Zähnen oder Kiefer kann zum Zahnverlust führen. Die beiden häufigsten Ursachen für den Rückgang des Knochens sind fehlende Zähne sowie eine Parodontitis. Der Knochen kann durch einen gezielten Knochenaufbau (Augmentation) in den meisten Fällen wieder aufgebaut werden. Bei einer fortgeschrittenen Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) kann ein solcher Aufbau den Zahnhalteapparat und Kieferknochen wieder regenerieren und den betroffenen Zahn stabilisieren.
Der Zahnhalteapparat: Sicherer Halt für unsere Zähne
Der Zahnhalteapparat, auch Parodontium genannt, dient der Befestigung und Verankerung der Zähne im Kiefer. Zum Zahnhalteapparat zählen mehrere Strukturen:
- Zahnfleisch (Gingiva)
- Wurzelzement des Zahnes (Zahnzement). Das Wurzelzement umgibt die Zahnwurzel in einer dünnen Schicht
- Zahnfach (Alveole, Knochenfach)
- Der Bereich im Kieferknochen, in dem sich der Zahn befindet.
- Haltefasern (Wurzelhaut)
Die Haltefasern verbinden das Wurzelzement mit dem Knochenfach. Sie halten den Zahn stabil aber dennoch flexibel im Kieferknochen. Bei Druck auf den Zahn, beispielsweise beim Kauen, werden die Fasern fest angespannt und verhindern so ein zu starkes Eindrücken der Zahnwurzel in den Knochen.
Schädigung des Zahnhalteapparates: Parodontitis als Ursache
An der Austrittsstelle des Zahnes aus dem Kiefer ist der Zahn von einer Zahnfleischtasche umgeben. Dieser Bereich zwischen Zahn und Zahnfleisch umschließt in gesundem Zustand den Zahn wie ein fester, dichter Kragen. Er schützt den Zahn vor äußeren Einflüssen und verhindert das Eindringen
schädlicher Bakterien. Wird dieser Schutz gestört, so können sich Bakterien einnisten, die eine Entzündung der Schleimhaut verursachen, die im weiteren Verlauf auch den Knochen erreicht – eine Parodontitis entsteht. Schreitet die Parodontitis weiter fort, können große Teile des Zahnhalteapparates und des Kieferknochens geschädigt werden: Aufgrund der Entzündung bildet sich das Zahnfleisch zurück und der Kieferknochen um den Zahn herum baut sich ab. Die Verankerungsfunktion wird nach und nach schwächer, der Zahn wird in seinem Zahnfach gelockert und kann schließlich ausfallen.
Den natürlichen Halt zurückgeben – Zähne retten!
Der Zahnverlust durch Parodontitis kann durch einen gezielten Knochenaufbau um den Zahn herum und durch Regeneration des zerstörten Gewebes vermieden werden. Der Zahnhalteapparat wird wieder stabilisiert und die betroffenen Zähne können erhalten werden.
Der Begriff Knochenaufbau umfasst in der zahnmedizinischen Therapie diejenigen Methoden, mit denen eine spezifische Stelle oder ein größerer Abschnitt des Kieferknochens wieder aufgebaut wird. Im Fachjargon spricht man von Augmentation oder augmentativen Verfahren. Da nicht alleine der Kieferknochen für den sicheren Halt der Zähne verantwortlich ist, wird auch das umgebende Gewebe wieder regeneriert.
Regeneration des Zahnhalteapparates:
Die „Gesteuerte Geweberegeneration“ und die „Gesteuerte Knochenregeneration“
Ein geschädigter Zahnhalteapparat kann durch eine gesteuerte Geweberegeneration (Guided Tissue Regeneration, GTR) und gesteuerte Knochenregeneration (Guided Bone Regeneration, GBR) wieder stabilisiert werden. Oftmals werden bei einer Therapie beide Behandlungsmethoden gleichzeitig angewendet. Damit wird die Neubildung von Knochengewebe und von Zahnhaltefasern im Zahnfach erreicht.
Das Verfahren der Gesteuerten Geweberegeneration zielt darauf ab, Strukturen wieder aufzubauen, die den Haltefasern und dem Wurzelzement ähneln. Zudem kann mit dieser Methode auch das Knochenfach ein Stück weit regeneriert werden. Nach Abschluss der Parodontitis-Behandlung wird an die betroffene Stelle ein mit speziellen Wachstumsfaktoren angereichertes Gel eingefügt. Die Stelle wir dann mit einer Membran abgedeckt und somit geschützt.
Um die Regeneration des Zahnfleisches zusätzlich zu unterstützen, stehen innovative Hilfsmittel zur Verfügung. Eines davon ist das Medikament Emdogain®. Es enthält Schmelzmatrixproteine, die die Neubildung parodontaler Haltefasern an den Wurzeloberflächen aktiv anregen. Solche Wachstumsstoffe verbessern und beschleunigen die Heilung des Gewebes merklich.
Wie der Name schon sagt, hat das Knochenaufbauverfahren „Gesteuerte Knochenregeneration“ den Wiederaufbau des Kieferknochens zum Ziel. Hierfür wird die entsprechende Stelle am Kiefer mit körpereigenem Knochenmaterial des Patienten oder einem Ersatzmaterial aufgefüllt. Kann ausschließlich Ersatzmaterial verwendet werden, so ist eine Knochenentnahme nicht mehr nötig.
Häufig wird auch eine Mischung aus körpereigenem und Ersatzmaterial verwendet. Das eingebrachte Material dient nicht als eigentlicher Knochenersatz, sondern als Formgeber für den nachwachsenden Knochen – es regt den Kieferknochen zur Bildung neuen, vitalen Knochengewebes an. Der Knochen soll sich also selbst regenerieren. Mehr zu Knochenersatzmaterialen
Da das Zahnfleisch schneller wächst als die Knochensubstanz wird zusätzlich eine Membran als Barriere eingesetzt. Durch diese Membran wird vermieden, dass der Bereich, in dem sich neuer Knochen bilden soll, schneller von bindegewebsartigen Zellstrukturen als von Knochen durchwachsen wird. Denn dies würde verhindern, dass sich der nachwachsende Knochen fest verankern kann. Unter der Membran jedoch kann sich das neue eigene Knochenmaterial ungestört ausbilden – das zuvor eingefügte Knochenersatzmaterial wird nach und nach durch eigenen Knochen ersetzt. Die Membran besteht in der Regel aus Kollagen, einem natürlichen Protein, das vom Körper selbstständig abgebaut wird – sie muss also später nicht entfernt werden.
Schnellere Heilung dank plättchenreichem Plasma
Um die Heilung zu verbessern und zu beschleunigen kann außerdem ein spezielles plättchenreiches Plasma (Platelet Rich Fibrin, PRP) eingebracht werden, das unterstützende Wachstumsfaktoren enthält. Diese körpereigene Faktoren, Fibrin und Blutplättchen können aus dem Blut des Patienten durch eine einfache Blutentnahme gewonnen werden. In einer Zentrifuge werden die Faktoren aus dem Blut zu einem Konzentrat verdichtet. Dieses Konzentrat wird in das Knochenersatzmaterial gemischt. Somit sind Zellen und Wachstumsfaktoren bereits vor Ort und müssen nicht erst in das Operationsgebiet einwandern.
Ein harter Knochen: Das Fundament für den gesunden Biss
Die Anwendungsgebiete von Knochenaufbau und Geweberegeneration in der Zahnmedizin sind vielfältig. Dank High-Tech und modernsten Therapieverfahren lassen ich selbst starke, durch Parodontitis verursachte Defekte wieder soweit ausmerzen, dass ein drohender Zahnverlust vermieden werden kann. Und während in der Parodontologie die Wiederherstellung des Zahnhalteapparates zum Zwecke der Zahnerhaltung durchgeführt wird, dient sie in der Implantologie dazu, das stabile Fundament für ein Implantat zu schaffen. Dabei stehen modernste 3D-Technologien für absolute Präzision zur Verfügung.
Auch ohne Parodontitis oder Zahnverlust kann ein Knochenaufbau manchmal nötig sein. Denn es gibt Menschen, deren Kieferknochen natürlicherweise zu flach, zu schmal oder von der Struktur her nicht stark genug ausgebildet ist. Auch hier können durch einen gezielten Knochenaufbau die Voraussetzungen für eine sichere Implantation geschaffen werden.
Ihr Spezialist für Implantologie und Parodontologie wird Sie eingehend zu den vielen Möglichkeiten beraten und im Bedarfsfall den für Sie optimalen Behandlungsplan aufstellen.
Ihr Dr. Marc Hinze