Wer kennt es nicht: Das unangenehme Gefühl, man habe Mundgeruch. Man versucht sich durch Zähneputzen oder Minzpastillen schnelle Hilfe zu verschaffen. Meist ist die Ursache harmlos und der Mundgeruch nur temporär, der Grund liegt in der Ernährung: Zwiebeln, Knoblauch, Alkohol etc. Zum Glück verschwindet der Mundgeruch bald wieder.
Doch wie geht es Menschen, bei denen Mundgeruch Dauerzustand ist? Der Betroffene fühlt sich extrem unwohl in seiner Haut und versucht, dem Gegenüber nicht zu nahe zu kommen. Und wenn, dann wird beim Sprechen die Hand vor den Mund gehalten. Das Problem kann auf Dauer zur schrittweisen Isolation führen, und leider ist das Thema für die meisten immer noch ein Tabu.
Wie kommt es zu Mundgeruch? Die Ursachen
Lange Zeit war die Meinung vorherrschend, Mundgeruch (oder Halitosis) würde vor allem vom Magen herrühren. Heute weiß man durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, dass bei 85-90% der Betroffenen eine bakterielle Zersetzung organischer Materialien in der Mundhöhle der Auslöser für Halitosis ist. In den meisten Fällen entsteht Mundgeruch also im Bereich der Mundhöhle. Auf den Hals- und Nasenraum entfallen ca. 8%, Erkrankungen wie beispielsweise Mandel- oder Kieferhöhlenentzündungen sind hier häufig die Ursache. Nur der restliche Anteil von ca. 6% ist auf den Verdauungstrakt zurückzuführen
Daneben gibt es Ursachen, die nicht im Bereich der Mundhöhle entstehen, wie Medikamenteneinnahme und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes sowie Nieren- und Lebererkrankungen.
Mundgeruch ist an sich keine Krankheit, lediglich ein Symptom der jeweiligen Ursache. Verantwortlich für die interorale Geruchsentwicklung sind fast immer Fäulnisprozesse, die durch Bakterien ausgelöst werden. Sie produzieren schwefelhaltige Stoffwechselprodukte, die zu dem unangenehmen Geruch führen. Bakterien sind jedoch größtenteils unschädlich für die Gesundheit und erfüllen wichtige Funktionen. Alleine in der Mundhöhle konnten bisher an die 500 unterschiedliche Bakterienarten nachgewiesen werden. Daneben gibt es aber auch solche, die Mundgeruch und Zahnfleischerkrankungen auslösen – deren Ansiedlung sollte deshalb vermieden werden.
Häufigste Gründe für eine Bakteriensituation, die Mundgeruch auslöst
- Gingivitis und Parodontitis: Bakterien siedeln sich vor allem bei Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis) an
- Mangelhafte Mundhygiene: An schwer erreichbaren Stellen wie Zahnzwischenräumen und Zahnfleischtaschen können sich Mikroorganismen ungestört vermehren
- Zunge: Auf der rauen Oberfläche bilden sich bakterielle Beläge, der hintere Zungenbereich ist besonders betroffen. Auslöser sind meist kleinste Nahrungsreste
- Hals-, Nasen- und Rachenraum: Erkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mandelentzündung (Tonsillitis) oder auch ein Schnupfen können temporär Mundgeruch auslösen
Außer Entzündungen und Mundhygiene gibt es weitere mögliche Ursachen und Faktoren, die der Entwicklung von Mundgeruch den Weg bereiten: Zu den harmlosen zählen Rauchen, Konsum von Alkohol, Lebensmittel wie Zwiebeln oder Knoblauch; die sogenannte Mundatmung und Schnarchen. Auch ein geringer Speichelfluss (Xerostomie) ist nicht selten dafür verantwortlich, dass Mundgeruch entsteht, da sich auf den ausgetrockneten Schleimhäuten bakterielle Ablagerungen bilden.
Exkurs: Seltenere aber ernstzunehmende Ursachen für Mundgeruch: Diabetes, Nieren- und Lebererkrankungen
Neben den oben beschriebenen intraoralen Auslösern gibt es auch andere ernstzunehmende Ursachen, die bedrohliche Folgen für die Gesundheit haben können. Bei diesen Erkrankungen ist Halitosis ein auffälliges Warnzeichen, dessen Auslöser die Betroffenen unbedingt ärztlich überprüfen lassen sollen. Hierzu zählen Hiatushernie und Zenker-Divertikel sowie vor allem Allgemeinerkrankungen wie Diabetes und Nieren- und Lebererkrankungen:
- Diabetes mellitus, Diabetisches Koma
- Leberzirrhose, Hepatische Enzephalopathie
- Chronisches oder akutes Nierenversagen (Foetor uraemicus)
Beim diabetischen Koma erinnert der Mundgeruch an den Geruch von Azeton (riecht wie Nagellackentferner):
Das diabetische Koma ist eine Stoffwechselentgleisung infolge extremer Überzuckerung. Der Mundgeruch wird als Azetongeruch wahrgenommen. Besonders betroffen sind Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und seltener auch Typ 2. Auch eine Unterzuckerung durch Kohlenhydratmangel kann die Ursache sein. Weitere Symptome sind hierbei Abgeschlagenheit, starkes Durstgefühl, vermehrtes Wasserlassen, Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Bewusstseinstrübungen.
Bei Nierenversagen erinnert der Mundgeruch an den Geruch von Urin:
Bei Nierenversagen riecht die Atemluft nach Urin. Zu einem akuten Nierenversagen kann es innerhalb weniger Stunden kommen. Neben Auslösern wie etwa ein Kreislaufschock oder eine Durchblutungsstörung, auch nach einer Operation, gibt es zahlreiche weitere. Bei akutem Nierenversagen wird von den Nieren immer weniger Urin produziert. Die Folge kann eine Überwässerung oder eine Übersäuerung des Körpers sein – es kommt zu einer Urämie, die wiederum den typischen Atemgeruch hervorruft (urämischer Foetor). Auch bei chronischem Nierenversagen, meist ausgelöst durch eine Nierenschädigung infolge von Diabetes, kann es zu dem urinähnlichen Mundgeruch kommen.
Bei Leberversagen wirkt der Mundgeruch süßlich:
Wird die Atemluft süßlich wahrgenommen, kann es sich um ein akutes oder chronisches Leberversagen handeln. Akutes Leberversagen wird häufig ausgelöst durch Virushepatitis oder Vergiftungen. Zum chronischen Leberversagen kommt es meist in Folge einer Leberzirrhose. Der süßliche Mundgeruch lässt sich mit dem Geruch frischer Leber vergleichen.
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Diagnose bei interoralen Auslösern – und die Suche nach der Ursache
Die eigentliche Diagnose besteht lediglich in der Feststellung, dass Mundgeruch in unnatürlicher Ausprägung vorliegt. Dies geschieht beim Arzt mit Hilfe einer Geruchsprobe der Ausatemluft. In Zahnkliniken werden zudem teilweise auch Sulfidmonitore herangezogen. Diese Geräte messen den Anteil flüchtiger Schwefelverbindungen in der Atemluft und erlauben somit eine objektive Bewertung.
Was die Feststellung der Ursachen der Halitosis anbelangt, wird die Untersuchung komplexer. Aufgrund der oben genannten vielfältigen möglichen Auslöser gehört zu einer sorgfältigen Untersuchung auch eine Befragung des Betroffenen zu seinen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten, bestehenden Erkrankungen, Medikamenteneinnahme etc. Liegt die Ursache im Mundbereich, so kann der Zahnarzt den Auslöser meist schnell entlarven. Denn mehrheitlich handelt es sich um eine mangelnde Mundhygiene oder Entzündungen an Zahnhalteapparat oder Zahnfleisch.
Wirksame Therapien gegen Mundgeruch
Da mangelnde Hygiene und Entzündungen die häufigsten Ursachen der interoral (im Mund) bedingten Halitosis sind, zählen die professionelle Zahnreinigung und Zungenreinigung, die Schulung des Patienten in der richtigen Mundhygiene sowie die Behandlung von Gingivitis und Parodontitis und Parodontose zu den erfolgreichsten Maßnahmen und Therapien. Die Halitosis verschwindet nach Abschluss der Behandlung bzw. bei Einhaltung der vorbeugenden Hygienemaßnahmen fast immer vollständig.
Gingivitis, Parodontitis und Mundgeruch: Zusammenhang und Behandlung
Die Vorstufe der Parodontitis ist die sogenannte Gingivitis, eine Entzündung des Zahnfleisches. Ausgelöst wird sie durch den Bakterienbelag (Plaque) auf der Zahnoberfläche, der Toxine produziert. Die Bakterien verstecken sich an schwer zu reinigenden Stellen wie Zahnzwischenraum oder Zahnhals. Werden die Beläge nicht gründlich und regelmäßig entfernt, kommt es zu einer Abwehrreaktion des Zahnfleisches, einer Entzündung. Neben Mundgeruch ist Zahnfleischbluten ein häufiges Symptom dieser Entwicklung.
Wird die Entzündung rechtzeitig erkannt, so kann eine Zahnbetterkrankung vermieden werden. Dazu reichen meist zahnärztliche Maßnahmen der Mundhygiene aus, wie eine professionelle Zahnreinigung, Zungenreinigung und angrenzende Maßnahmen, wie spezielle antibakterielle Spüllösungen. Zusätzlich erhält der Patient eine gründliche Instruktion, wie er zuhause die Mundhygiene optimieren kann.
Wenn aus Gingivitis Parodontitis wird: Entwicklung und Therapie beim Zahnarzt
Wird die Zahnfleischentzündung jedoch zu lange nicht behandelt und nicht behoben, kann es zu einer Zahnbetterkrankung kommen. Die Entzündung breitet sich unter dem Zahnfleisch aus – sie erreicht Wurzelhaut und Kieferknochen und schädigt den Zahnhalteapparat. Der Kieferknochen baut sich langsam ab und legt dadurch Zahnfleischtaschen frei – ein idealer Nährboden für die weitere Verbreitung der zerstörerischen Bakterien. Die Folgen können sein: weiterer Knochenabbau, Zahnfleischschwellungen, Blutungen, Schmerzen bis hin zur Lockerung und dem Ausfall der Zähne. Die Parodontitis ist also eine chronische Entzündung, die durch eine bakterielle Infektion entsteht.
Zu Entwicklung von Mundgeruch sind die in den Zahnfleischtaschen angesiedelten Bakterien verantwortlich, die Zersetzungs- und Fäulnisprodukte produzieren.
Je nach Fortschritt werden Zahnbetterkrankungen mit unterschiedlichen Methoden behandelt. Eine eingehende Diagnose liefert zunächst den exakten Befund. Danach wird in der Regel zunächst eine gründliche tiefreichende Zahnreinigung an Zähnen und Zahnwurzeloberfläche durchgeführt, wobei Zahnstein und Zahnbeläge entfernt werden. Zudem werden die Zahnfleischtaschen gesäubert und desinfiziert. Wie bei der Gingivitis erhält der Patient eine intensive Einweisung in die richtige Mundhygiene, die in erster Linie auf die dauerhafte Keimreduzierung abzielt – ein entscheidender Faktor für die Prophylaxe von Mundgeruch.
Ist die Parodontitis bereits fortgeschritten, so wird zunächst im Labor festgestellt, welche Bakterienarten die Entzündung verursachen. In schweren Fällen kann die Entfernung von stark befallenem Zahnfleischgewebe an der Zahnfleischinnenhaut notwendig sein.
Die Behandlung von Parodontitis und der noch schwerwiegenderen Folgeerkrankung Parodontose sind Kernkompetenzen unserer Praxis Dr. Hinze in Gräfelfing nah München. Ziel dabei immer, den Zahnhalteapparat und damit die natürlichen Zähne gesund zu erhalten. Als Spezialist für Parodontologie bieten wir unseren Patienten alle zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten parodontaler Erkrankungen an. Diese beginnen mit dem Aufbau einer optimalen Mundhygiene. Wir führen operative Verfahren zur Behebung von Zahnfleischtaschen und zum Aufbau zurückgebildeter Kieferknochen durch. Auch im ästhetischen plastischen Bereich sind die Möglichkeiten breit gefächert: In minimalinvasiven operativen Eingriffen können freiliegende Zahnhälse wieder abgedeckt und unnatürliche oder asymmetrische Verläufe des Zahnfleischrandes – auch das sogenannte „Gummy Smile“ – korrigiert werden.“
Fazit: Es lohnt sich, zu handeln!
Sie können dem Mundgeruch zu Leibe rücken! Legen Sie Ihre Befangenheit ab und gehen Sie es an. Im ersten Schritt muss die Ursache für die Halitosis ermittelt werden, dann ist eine darauf ausgerichtete Therapie in den meisten Fällen dauerhaft erfolgreich. Und dadurch beseitigen Sie nicht nur die Halitosis und die damit verbundene Einschränkung der Lebensqualität – Sie bieten auch weiteren gravierenden Schädigungen Ihrer Zähne und Ihres Kiefers Einhalt. Denn Zahnverlust beginnt nicht selten mit einer mangelnden Mundhygiene, die wiederum zur Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) und des Zahnhalteapparates (Parodontitis) führen kann. Da Parodontitis meist ohne Schmerzen verläuft, kommen die Patienten leider häufig recht spät zum Zahnarzt und die Erkrankung bleibt dadurch zu lange unerkannt. Wir empfehlen deshalb generell, den Zustand des Zahnfleisches regelmäßig beim Zahnarzt prüfen lassen – unabhängig davon, ob Beschwerden wahrgenommen werden oder nicht.
Die Mitarbeit des Patienten im Bereich der Prophylaxe und Nachsorge ist für den dauerhaften Erfolg allerdings unerlässlich. Wir beraten Sie dazu intensiv und anschaulich aus zahnärztlicher und dentalhygienischer Sicht.
Ihr Dr. Marc Hinze