Tragen Sie sich mit dem Gedanken, einen Zahn, der nicht mehr zu retten ist, durch ein Zahnimplantat zu ersetzen? Dann haben Sie gewiss viele Fragen im Kopf und wollen sich Klarheit über den Ablauf der Behandlung verschaffen, der sich von einer herkömmlichen Zahnersatzbehandlung in vielen Punkten unterscheidet. Wir haben die wichtigsten Informationen rund um den Zahnersatz nach dem Verfahren der sogenannten Spätimplantation (Standard-Implantation) für Sie zusammengestellt.
Die wesentlichen Behandlungsschritte bei der Spätimplantation
- Beratungsgespräch und Voruntersuchung
- Computergestützte, präzise Behandlungsplanung durch den Implantologen
- Einsetzen des Implantates in den Kieferknochen in örtlicher Betäubung oder Narkose
- Einbringen eines Provisoriums für die Übergangszeit
- Kontrolluntersuchung zur Wundheilung des Zahnfleisches nach 2 bis 3 Tagen
- Ziehen der Fäden nach etwa 10 Tagen
- Einheilung des Implantates in den Kieferknochen, etwa 2 bis 6 Monate
- Freilegung des Implantats nach dessen vollständiger Einheilung, Einbringen eines Zahnfleischformers
- Einbringen des Zahnersatzes etwa 2 Wochen nach Freilegung des Implantats
Der erste Schritt: Beratungsgespräch und Voruntersuchung
Ihr Spezialist für Implantologie wird Sie in einem ausführlichen, persönlichen Beratungsgespräch über das für Ihre Situation ideale Behandlungsverfahren informieren. Besteht die Notwendigkeit einer Vorbehandlung Ihrer natürlichen Zähne oder Ihres Zahnfleisches, wird auch diese besprochen. Ein wichtiges Thema sind auch etwaige vorliegende Allgemeinerkrankungen oder regelmäßige Medikamenteneinnahmen. Idealerweise bereiten Sie sich darauf entsprechend vor. Im Gespräch werden alle Ihre Fragen beantwortet. Scheuen Sie sich nicht, diese zuvor zu notieren – und sprechen Sie auch Ängste und Sorgen offen an.
Wenn die Implantat-Behandlung für Sie in Frage kommt, wird ein Heil- und Kostenplan erstellt, den Sie bei Ihrer Krankenkasse oder Krankenversicherung einreichen können, um die Erstattungsmöglichkeiten und den Eigenanteil zu klären.
Die Details Ihrer Implantatbehandlung werden in der Regel in einer Erstuntersuchung geklärt, bei der die Diagnose gestellt wird. Für die präzise Diagnostik können moderne Diagnoseverfahren wie 3D-Röntgen und Digitale Volumentomographie (DVT) eingesetzt werden. Die Voruntersuchung umfasst die Beurteilung des Zahnfleisches, der Zähne, der Kieferknochen und der Mundhöhle. Zudem wird Ihre allgemeinmedizinische Situation erfasst.
Das Implantationsverfahren „Spätimplantation“ (Standard-Implantation)
Bei diesem Verfahren erfolgt in einem ersten Schritt die Zahnentfernung. Danach dauert es etwa sechs Wochen bis drei Monate, bis das Zahnimplantat in den Kieferknochen eingebracht werden kann. In dieser Zeit heilt die durch die Zahnextraktion entstehende Wunde im Zahnfach vollständig aus. Die Knochenqualität und damit die Entscheidung, ob vor der Implantation ein Knochenaufbau notwendig ist, kann in dieser Situation absolut sicher beurteilt werden. Ist ein umfassender Knochenaufbau erforderlich, kann es neun bis zwölf Monate dauern, bis das Implantat gesetzt werden kann.
Vorteile und Nachteile der Spätimplantation
Die Spätimplantation gilt als die risikoärmste Methode der Implantation, da die Gefahr einer Entzündung verschwindend gering ist. Zum Zeitpunkt der Implantation ist der Knochen entzündungsfrei und ausgeheilt und bildet eine stabile Basis für das Implantat. Zudem ist die Zahnfleischdecke geschlossen. Ein Nachteil der Spätimplantation: Der Kieferknochen kann sich im Bereich der Lücke während der zahnlosen Zeit zurückbilden, was die Implantation erschwert. Auch ist die Behandlungsdauer länger als bei anderen Methoden, wie etwa der Sofortimplantation, insbesondere, wenn ein Knochenaufbau nötig ist. Auch kann im Frontzahnbereich ein einfaches Provisorium extrem störend sein. Aus diesen Gründen eignet sich eine Spätimplantation besonders im Backenzahnbereich. Im sichtbaren Bereich ist die Sofortimplantation der Königsweg.
Computergestützte, präzise Behandlungsplanung
In modernen, auf Implantologie spezialisierten Zahnarztpraxen, wird die Implantation mit Hilfe von 3D-Röntgenbildern und der digitalen Volumentomographie (DVT), bei der digitale Schichtaufnahmen Ihres Kiefers erstellt werden, präzise geplant. Solche innovativen Diagnose- und Planungsverfahren erlauben die genaue Beurteilung des Knochens und stellen die Lage anderer wichtiger Strukturen, wie den Verlauf der Nervenbahnen, bis ins kleinste Detail dar. Auch beim Eingriff selbst können Navigationsschablonen eingesetzt werden, die individuell computergestützt hergestellt werden. Diese High-Tech-Planung macht die Implantation besonders sicher. In der Regel erfolgt die eigentliche Implantation dann beim nächsten Termin.
Das Einsetzen des Implantates: Ambulante, schmerzfreie Implantation
Das Einsetzen des Implantates in den Kieferknochen wird in örtlicher Betäubung schonend und sicher durchgeführt, in einer einzigen Sitzung. Eine Vollnarkose ist nicht erforderlich, da das Schmerzempfinden im Kiefer mit einer örtlichen Betäubung vollständig ausgeschaltet werden kann. Auf Wunsch des Patienten ist allerdings auch eine Vollnarkose möglich. Zunächst wird an der zuvor exakt bestimmten Stelle das Zahnfleisch geöffnet. Dann wird ein Implantatbett in den Kieferknochen aufbereitet, in das das Zahnimplantat eingesetzt wird. Sie werden lediglich eine leichte Vibration und ein leichtes Druckgefühl, ausgelöst durch den Operationsvorgang, wahrnehmen. Anschließend wird das Zahnfleisch über dem Implantat vernäht und evtl. ein Provisorium wird eingesetzt. Der Eingriff ist völlig schmerzfrei. Für Angstpatienten kommt eine Behandlung im Dämmerschlaf oder Narkose in Frage.
Der Eingriff dauert je nach Ausgangssituation zwischen 20 und 45 Minuten. Sie können sofort danach wieder nach Hause gehen. Es ist jedoch ratsam, nach der Betäubung nicht selbst mit dem PKW zu fahren. In Absprache mit Ihrem Zahnarzt können Sie am folgenden Tag auch schon wieder zur Arbeit gehen. Nur in seltenen Fällen treten nach dem Eingriff Schmerzen auf, die jedoch mit gängigen Schmerzmedikamenten behandelt werden können.
Wundheilung des Zahnfleisches
Das Zahnfleisch heilt schnell und weitgehend beschwerdefrei. Es kann lediglich in den ersten Tagen nach der Implantation noch empfindlich sein, blutet jedoch nicht mehr. Sehr selten treten leichte Schwellungen der Wange auf, die rasch wieder vergehen. Die meisten Patienten benötigen keine Schmerzmedikamente und können ihrem Alltag wie gewohnt nachgehen. Ihr Zahnarzt wird nach zwei bis drei Tagen eine Kontrolluntersuchung durchführen und nach etwa zehn Tagen die Fäden ziehen.
Einheilung des Implantates in den Kieferknochen
Nach dem Setzen muss das Implantat einige Wochen oder Monate in den Knochen einheilen. Heute werden 99% aller Zahnimplantat-Systeme aus medizinischem Reintitan hergestellt. Dieses Material ist hochstabil, äußerst bioverträglich und verwächst fest mit dem Knochengewebe.
Die Knochenzellen lagern sich an das Implantat an und umschließen es nach und nach – das Implantat wird ein fester Bestandteil Ihres Kiefers. Im Oberkiefer dauert dies in der Regel drei bis fünf Monate. Im Unterkiefer nur etwa zwei bis vier Monate, da der Knochen dort härter ist und das Implantat von Beginn an eine höhere Primärstabilität aufweist, also einen stärkeren Halt im Knochen hat.
Lückenlos: Provisorium für die Übergangszeit
Beim klassischen Vorgehen im Rahmen der Spätimplantation erfolgt nach dem Einsetzen des Implantats eine sogenannte „unbelastete“ Einheilungsphase. Bis die Einheilung bzw. das Einwachsen in den Kieferknochen abgeschlossen ist, wird die Lücke vorübergehend mit einem einfachen Provisorium geschlossen, das beispielsweise an den Nachbarzähnen befestigt wird. Mit diesem Provisorium können Sie weitgehend wie gewohnt essen. Um die Heilung nicht zu gefährden, sollten Sie lediglich zu hartes Beißen und Kauen vermeiden.
Unter bestimmten Voraussetzungen, wie optimale Knochensituation und günstige Position des Implantats, ist auch eine sogenannte Sofortbelastung des Implantats möglich. In diesem Fall wird sofort nach der Implantation ein hochwertiges Provisorium auf dem Implantat befestigt. Der Patient hat also bereits am Tag des Eingriffs einen festsitzenden, natürlich wirkenden Zahn. Bei dieser Methode kommen innovative Implantatsysteme zum Einsatz, die speziell für die besonderen Anforderungen einer Sofortbelastung entwickelt wurden.
Freilegung des Implantats
Nach vollständiger Einheilung wird das Zahnfleisch wieder eröffnet, um die Implantatschulter freizulegen. Dann wird ein kleiner Zahnfleischformer darin verschraubt, durch den das Zahnfleisch optimal für den späteren Zahnaufbau ausgeformt wird. So kann sich das Zahnfleisch genauso dicht an Ihre neue Zahnkrone anlegen, wie das bei einem natürlichen Zahn der Fall ist. Direkt im Anschluss wird ein Abdruck Ihres Kiefers angefertigt, der dem Zahntechniker als Basis für die Herstellung Ihres sichtbaren Zahnersatzes – der künstlichen Krone – dient. Abschließend wird Ihr Provisorium wieder eingesetzt, so bewegen Sie sich in keiner Behandlungsphase mit einer sichtbaren Zahnlücke.
Der krönende Abschluss: Das Einbringen des Zahnersatzes
Nach etwa zwei Wochen wird der Zahnfleischformer wieder entfernt und Ihre endgültige Krone wird dauerhaft mit dem Implantat verschraubt. Der Übergang ist unsichtbar – der implantatgetragene Zahnersatz sieht genauso aus, wie Ihre eigenen natürlichen Zähne. Der neue Zahn fühlt sich völlig natürlich an und Sie können wieder uneingeschränkt Kauen.
Die Dauer der Behandlung
Wie lange es dauert, bis Sie sich bei der Methode der Spätimplantation über Ihren neuen Zahn freuen können, hängt vom Behandlungsplan ab. Information und Beratung erfolgen meist in einem Ersttermin. Beim nächsten Besuch wird die Voruntersuchung durchgeführt. Im Hintergrund erfolgt die präzise Planung des Eingriffs und in der Regel kann das Implantat schon kurze Zeit später gesetzt werden. Auch hierfür ist nur ein Termin notwendig. Nach wenigen Tagen findet ein Kontrolltermin statt. Nach weiteren zehn Tagen werden die Fäden gezogen. Während der Einheilungsphase sind dann meist keine weiteren Arzttermine mehr notwendig. Die Gesamtbehandlungsdauer hängt auch davon ab, ob das Implantat im Ober- oder Unterkiefer gesetzt wird. Ohne Knochenaufbau umfasst die Spanne etwa 6 Wochen bis 2 Monate, mit vorherigem separaten Knochenaufbau etwa 3 Monate bis 6 Monate.
Lebensdauer und Pflege des implantatgetragenen Zahnersatzes
Das Implantat kann ein ganzes Leben lang halten. Qualitativ hochwertige Implantat-Systeme sind extrem widerstandsfähig. Ein optimal eingesetztes Titan-Implantat bricht nicht und erkrankt nicht an Karies. Ihre Aufgabe ist es, eine konsequente und effektive Mundhygiene aufrechtzuerhalten, mit der Sie das Zahnfleisch und das Implantatbett gesund erhalten. Unterstützend sollten Sie regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung (PZR) bei Ihrem Zahnarzt durchführen lassen. Die Zahnkrone selbst können Sie genauso wie Ihre natürlichen Zähne mit Zahnbürste und Zahnpasta putzen. Wichtig sind die sorgfältige 360° Reinigung der Zahnzwischenräume und der Übergänge zum Zahnfleisch. Denn dort können sich leicht Keime ansiedeln, die das Zahnfleisch und mit der Zeit auch den Kieferknochen um das Implantat herum angreifen können. Dem können Sie mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen entgegenwirken.
Notwendigkeit eines Knochenaufbaus
Fehlt ein Zahn, so bleiben auch die Zugkräfte auf den Kieferknochen aus, die für den Knochenerhalt sorgen. In der Folge bildet sich der Knochen langsam zurück. Auch Parodontitis kann die Ursache für einen Knochenrückgang sein. Ist der Knochen derart geschwächt oder so dünn, dass er ein Implantat nicht sicher tragen kann, muss ein Knochenaufbau durchgeführt werden. Die moderne Zahnmedizin bietet unterschiedliche Verfahren, mit denen sich das Knochengewebe mit körpereigenem, mit Knochenersatzmaterial oder einer Kombination aus beidem, schonend wiederherstellen lässt. Das Aufbaumaterial lagert sich direkt an den Knochen an und wird vom Körper innerhalb einiger Monate in eigene Knochensubstanz umgewandelt. Im hinteren Bereich des Oberkiefers kann ein Aufbau der Kieferknochenhöhe notwendig sein, um zu verhindern, dass ein Teil des Implantats in die Kieferhöhle ragt. Dies wird meist durch einen Sinuslift erreicht. Je nach Ausgangssituation kann der Knochenaufbau zeitgleich mit der Implantation erfolgen. Muss der Aufbau in einem vorherigen separaten Eingriff durchgeführt werden, verlängert sich die Behandlungsdauer entsprechend.
Spätimplantation als eine von vielen Methoden
Die Spätimplantation ist eine gängige Methode der Implantation. Daneben gibt es innovative Verfahren, die eine deutlich kürzere Behandlungsdauer ermöglichen. Der schnellste Weg zum Zahnersatz auf einem Implantat ist die Sofortimplantation. Dabei wird das Implantat direkt nach der Entfernung eines Zahnes in das Zahnfach gesetzt. In unserer auf Implantologie spezialisierten Praxis in Gräfelfing nahe München führen wir diese Behandlung häufig durch – und werden mit glücklichen Patienten belohnt.
Generell sind die Einsatzmöglichkeiten von Zahnimplantaten sehr vielfältig. Nicht nur einzelne Zähne, auch größere Zahnlücken können mit implantatgetragenen Brücken geschlossen werden. Und selbst ein komplett zahnloser Kiefer kann mit einer Prothese, die auf Implantaten fest fixiert wird, perfekt versorgt werden – in ästhetischer wie funktioneller Hinsicht. Bei nahezu jeder Lücke ist ein Zahnersatz auf Implantaten die ideale, dauerhafte und absolut bissfeste Lösung. Lassen Sie sich einfach unverbindlich bei Ihrem Zahnarzt beraten.
Ihr Dr. Marc Hinze, M.Sc.
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