Patienten stehen häufig vor der Frage: Lasse ich eine Wurzelkanalbehandlung durchführen, oder entscheide ich mich für ein Zahnimplantat? Im Idealfall werden Sie von Ihrem Zahnarzt umfassend und gewissenhaft in dieser Frage beraten. Aus zahnmedizinischer Perspektive werden dabei verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigt – Ihre Ausgangssituation, das Behandlungsziel und die funktionelle sowie ästhetische Prognose. Eines vorab: Die Entscheidung ist immer abhängig von der individuellen Diagnose.
Zahn erhalten durch Wurzelkanalbehandlung
Die Erhaltung der eigenen Zähne ist das prioritäre Ziel in der Zahnmedizin. Geht es dabei um einen Zahn, der beispielsweise durch Karies oder einen Mikroriss bis hinab in die Zahnpulpa – also bis zu den Nervenfasern und Gefäßen im Zahn – geschädigt ist, bietet eine Wurzelkanalbehandlung eine der letzten Behandlungsmöglichkeiten, um den Zahn zu erhalten.
Bemerkbar macht sich eine Entzündung der Zahnwurzel durch dumpfe, pochende Schmerzen am Kiefer, Schmerzen beim Aufbeißen oder durch dauerhafte Schmerzen, die selbst im Ruhezustand zu spüren sind. Solche Beschwerden können auch nach einer Wurzelbehandlung auftreten. Bei optimalen Bedingungen sind die Erfolgschancen einer modernen Wurzelkanalbehandlung jedoch sehr gut, das belegen viele zahnmedizinische Studien.
Die Möglichkeiten der modernen Wurzelkanalbehandlung
Das zahnärztliche Fachgebiet, das sich mit Wurzelbehandlungen beschäftigt, ist die Endodontie. Bei einer modernen Wurzelbehandlung wird das gesamte Wurzelkanalsystem des Zahnes dauerhaft und sicher von Bakterien und Entzündungen befreit. Dafür stehen heute hochpräzise Instrumente und Verfahren zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt unter einem OP-Mikroskop mit bis zu 25-facher Vergrößerung. Die Entzündungsprozesse an Zahn und Zahnwurzeln werden gestoppt und der behandelte Zahn kann wieder so gesund und haltbar sein, wie ein unversehrter Zahn. Selbst Zähne, bei denen bereits eine Entzündung des Knochens, der die Zahnwurzel umgibt, diagnostiziert wird, können nach einer Wurzelbehandlung vollständig ausheilen. Die Behandlung erfordert jedoch meist mehrere Termine über einen längeren Zeitraum hinweg.
Die Wurzelkanalbehandlung zielt auf den Erhalt bereits abgestorbener Zähne ab. Hierfür muss der Zahnnerv vollständig entfernt werden, das freiliegende Wurzelkanalsystem wird dann mit wiederholten Spülungen und medikamentösen Einlagen gesäubert und desinfiziert, bis die Entzündung ausgeheilt ist und keine organischen Anteilen und Toxine mehr in diesem Bereich zu finden sind. Mit mikrofeinen Feilen und Spüllösungen werden die Gewebereste in den Wurzelkanälen beseitigt. Das Wurzelkanalsystem wird dreidimensional ausgeformt und anschließend mit einer Wurzelkanalfüllung bakteriendicht abgeschlossen.
Diagnostik mit DVT: Räumliche Betrachtung für höchste Präzision
Einen Beitrag zum Erfolg der anspruchsvollen Behandlung im Wurzelbereich eines Zahnes leisten auch innovativen Technologien, mit denen sich heute eine präzise Diagnose erstellen lässt. Die dreidimensionale digitale Volumentomographie (DVT) zeigt in sehr hoher Auflösung die Anatomie von Zahnwurzeln, Zähnen und Kiefer in 3D, also in räumlicher Darstellung –, und unter sehr geringer Strahlenbelastung.
In Ergänzung zur zahnärztlichen Untersuchung erhält der Behandler dadurch wertvolle Informationen über die dentalen Strukturen bis in die tiefsten, verstecken Bereiche und kann die Situation in realen räumlichen Verhältnisse betrachten. So sind etwa die Anzahl, Krümmung, Ausdehnung und der Zustand der Wurzelkanäle sowie mögliche Entzündungsprozesse an der Wurzelspitze des Zahnes genau erkennbar, ebenso wie erschwerende Faktoren, beispielsweise die Nähe zu benachbarten Nerven. Der Behandlungsbedarf lässt sich somit exakt definieren – und auch die Prognose der möglichen Behandlung kann sehr genau eingeschätzt werden. Dies ist ein entscheidender Punkt – im wahrsten Sinne – denn der Zahnarzt kann Sie als Patient auf Grundlage der Diagnosestellung optimal hinsichtlich Ihrer Behandlungsmöglichkeiten beraten. Und diese Informationen sind wiederum die Grundlage für Ihre Entscheidung für oder gegen eine Wurzelbehandlung.
Die Grenzen der Endodontie: Was tun, wenn die Wurzelbehandlung fehlschlägt oder nicht ratsam ist?
Weist der Zahn eine gute Prognose auf, ist eine Wurzelkanalbehandlung angeraten. Auch wenn ein Zahn bereits wurzelbehandelt ist, kann eine erneute Behandlung sinnvoll sein, vor allem dann, wenn sich die Behandlungsverfahren im Vergleich zum Zeitpunkt der Erstbehandlung weiterentwickelt haben.
Auch die nach modernesten Verfahren wurzelgefüllten Zähne können jedoch in der Folgezeit Beschwerden verursachen, vor allem dann, wenn Infektionen im Zahninneren aufflammen oder wenn es wieder zu einer Entzündung des umgebenden Knochens kommt. In diesem Fall muss eine erneute Wurzelfüllung erfolgen, deren Erfolgsaussichten deutlich niedriger sind als bei der Erstbehandlung. Neben den fortwährenden Entzündungen an der Zahnwurzel können Karies, Parodontitis, eine undichte Restauration der Zahnkrone oder vertikale Wurzelfrakturen zu einem Misserfolg der Wurzelkanalbehandlung führen. Zudem ergrauen die Zähne nach der Behandlung fast immer und werden oft langsam brüchig. Das natürliche Zahnmaterial erleidet durch den ursprünglichen Kariesbefall und die Wurzelbehandlung einen deutlichen Verlust, was die Belastbarkeit des Zahnes reduziert. Um den Zahn vor Brüchen zu schützen muss meist eine Teilkrone oder Krone aufgebracht werden.
Zahnimplantat als langfristige und ästhetische Lösung
In den oben beschriebenen Fällen und wenn eine Wurzelkanalbehandlung eine schlechte Erfolgsprognose hinsichtlich der Erhaltung des Zahnes hat, kann die Zahnentfernung und eine anschließende Implantat-Versorgung die bessere Lösung sein. Und auch dann, wenn eine Wurzelkanalbehandlung erst gar nicht möglich ist, etwa aufgrund zu komplexer, nicht erreichbarer Verwurzelungen oder bei extrem starker Wurzelkrümmung mit vielen kleineren Seitenkanälen, was häufig im Seitenzahngebiet vorkommt. Auch eine zu geringe Restzahnsubstanz des betroffenen Zahnes kann ein starkes Argument gegen eine Wurzelkanalbehandlung sein, oder wenn der Zahn später Teil einer umfassenderen prothetischen Versorgung sein soll.
Fällt die Entscheidung für die Extraktion des Zahnes, wird das Zahnfach nach der Zahnentfernung stabilisiert, um ausreichend Halt für das Implantat zu schaffen. Die Kieferknochenrückbildung wird dadurch so gering gehalten, dass die Implantation später komplikationslos durchgeführt werden kann. Ein Knochenersatzmaterial hilft dem Körper bei der Knochenneubildung.
Die Vorteile eines Implantats
Wenn eine Wurzelbehandlung nicht möglich oder nicht sinnvoll ist, der Zahn also nicht erhalten werden kann, bietet Ihnen ein Implantat viele Vorteile, die für sich alleine stehen oder besonders im Vergleich zu einem herkömmlichen Brücken-Zahnersatz zum Tragen kommen. Ein Zahnersatz auf Implantaten stellt die Kaufunktion vollständig wieder her und ist auch hinsichtlich der Ästhetik die beste Alternative, um fehlende Zähne zu ersetzen:
- Die durch die erkrankte Zahnwurzel verursachten Probleme und Schmerzen können nicht mehr auftreten
- Gesundheitliche Risiken durch bakterielle Toxine, wie beim Erhalt des kranken Zahnes nach einer Wurzelbehandlung, sind ausgeschlossen
- Die Behandlungsdauer ist bei einer Implantat-Lösung in der Regel kürzer
- Zahnimplantate sind extrem belastbar und können ein Leben lang halten
- Die Kaufunktion gleicht der von eigenen gesunden Zähnen
- Die gesunden Nachbarzähne müssen nicht beschliffen werden
- Der Kieferknochen wird erhalten, während er sich bei einem Brücken-Zahnersatz zurückbildet
- Eine Implantatlösung ist eine langfristig ästhetische Korrektur, nach einer Wurzelbehandlung ergraut der Zahn häufig
- Die Verträglichkeit ist besonders hoch, da ein Zahnimplantat aus biokompatiblem Reintitan besteht
- Mini Implantate zur Vermeidung von Knochenaufbau – Eine gute Short-Story
Fazit
Ob für Sie zahnerhaltende Maßnahmen ratsam sind oder ob die Zahnextraktion und eine Implantat-Versorgung die optimale Lösung sind, zeigt die sorgfältige Diagnose. Die Abwägung muss in jedem Einzelfall erfolgen – eine Pauschalantwort auf die Frage „Wurzelbehandlung oder Zahnimplantat?“ gibt es nicht. Und kein gewissenhafter Zahnarzt wird Ihnen vorschnell zu einer Zahnentfernung raten, wenn die Chance auf den Erhalt des Zahnes gegeben ist. Die heutigen endodontologischen Möglichkeiten haben diese Chancen deutlich verbessert.
Bei Implanteer® nahe München werden Sie von zertifizierten Spezialisten der Implantologie und Parodontologie verständlich und umfassend beraten, so können Sie Ihre Entscheidung qualifiziert treffen. Wissenschaftlich Fakten, die Diagnosestellung mit modernsten Methoden und 3D-Technologien – und nicht zuletzt unsere Behandlungserfahrung mit Wurzelbehandlungen und in der Implantat-Versorgung sind dabei die Grundlage.
Ihr Ärzte-Team von Implanteer®