Zahnfleischtaschen: Klingt harmlos, ist es aber nicht! Ursachen, Folgen und Behandlung von Zahnfleischtaschen
Frauen, und zunehmend auch Männer, lieben Taschen. Das verstehen wir sehr gut. Doch vor diesen Taschen sollten Sie sich in Acht nehmen: Zahnfleischtaschen. Wenn Sie welche haben, versuchen Sie, sie loszuwerden. Denn sie können Ihren Zähnen schaden und krank machen! Doch Spaß beiseite, denn das Thema Zahnfleischtaschen kann ziemlich ernst werden.
Was sind Zahnfleischtaschen und welche Folgen haben sie?
Von Zahnfleischtaschen bzw. Knochentaschen spricht man, wenn das Zahnfleisch nicht mehr, wie im gesunden Zahnhalteapparat, fest am Zahnhals anliegt. Die Entwicklung beginnt fast immer mit der Ansiedelung schädigender Bakterien auf der Zahnoberfläche (Plaque), die kleine Wunden verursachen und lokale Entzündungen auslösen. In der Folge bilden sich zuerst kleine Zahnfleischtaschen, die zunehmend größer und tiefer werden, wenn sie nicht behandelt werden.
Die Ablagerungen in den Taschen verhärten mit der Zeit, sitzen sehr fest an Zähnen und Wurzeloberflächen an und sind wiederum der ideale Rahmen für Bakterien, die zu weiteren und stärkeren Entzündungen des Zahnfleisches führen. Denn der Körper reagiert auf die Bakterien mit einer Entzündung – und das erkrankte Zahnfleisch fängt schon bei geringem Druck an zu bluten.
Zahnfleischbluten als Hinweis auf Zahnfleischtaschen
Häufiges Zahnfleischbluten kann deshalb ein Anzeichen für Zahnfleischtaschen sein. Im Anfangsstadium handelt es sich noch um eine Zahnfleischentzündung, in der Fachsprache Gingivitis genannt. Das Zahnfleisch schwillt an, wird dicker und es entsteht ein kleiner Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch. Dann kommt eine Spirale in Gang: Die Bakterien gelangen in die Taschen und vermehren sich dort. Durch die tägliche Zahnpflege kann der Belag in den Taschen nicht entfernt werden, da die Stellen schlichtweg nicht erreichbar sind. Zudem behindert der angeschwollene Zahnfleischrand die gründliche Zahnreinigung.
Es wird ernst: Parodontitis und Folgeerkrankungen im gesamten Organismus
Bis zu einer Zahnfleischtaschentiefe von ca. 3 Millimeter sind die Chancen der Regenerierung gut, vorausgesetzt, der Belag wird vollständig entfernt. Werden die Taschen immer tiefer, sind die Zähne gefährdet. Denn ein mehr als 3 Millimeter tiefer Spalt kann bedeuten, dass sich auch das Zahnbett bereits entzündet hat. Es handelt sich dann um eine Parodontitis, umgangssprachlich Parodontose gennant. Wenn die Entzündung weiter fortschreitet und noch tiefer eindringt, hat dies schwerwiegende Folgen. Die bakteriellen Stoffwechselprodukte, die in den Zahnfleischtaschen entstehen, greifen den Kieferknochen an, der dann langsam abgebaut wird. Die Zähne verlieren ihren festen Halt, beginnen zu wackeln und können im schlimmsten Fall verloren gehen.
Eine schwere Parodontitis birgt auch das Risiko für ernsthafte Folgeerkrankungen. Die Bakterien, die die Parodontitis auslösen, können über die Blutbahn in den Körper gelangen. Das Immunsystem ist von der Verunreinigung durch die Bakterien überfordert und die Entzündung kann auf viele Stellen im Körper übergehen, beispielsweise auf Gelenke und Lunge, und auch Harnwegsinfektionen können durch die Keime ausgelöst werden. Zudem gilt Parodontitis als Risikofaktor für Herz- und Kreislauferkrankungen, wie Schlaganfall oder eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Die Entzündungsstoffe im Blut, mit denen der Körper bei einer chronischen Parodontitis permanent zu kämpfen hat, verhärten die Gefäßwände, und die erhöht das Herzinfarktrisiko.
Diagnose und Messung der Zahnfleischtaschen mit feinsten Geräten
Der Zahnarzt kann mit einer speziellen Sonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen messen. Die Taschentiefe bzw. Sondierungstiefe ist zugleich das Maß für den Entzündungsfortschritt und den Knochenabbau an einem Zahn. Gemessen wir der Abstand vom Zahnfleischrand bis zu dem mit der Sonde erreichbaren Taschenboden – dies ist die Stelle, an der der Kieferknochen beginnt. Ist der Zahnhalteapparat gesund, erreicht die Sonde nach 1 bis 2 Millimetern, spätestens nach 3 Millimetern den Taschenboden.
Liegt eine Zahnfleischentzündung vor, sind die Taschen meist schon tiefer ausgebildet. Hat sich bereits eine Parodontitis mit Knochenrückgang entwickelt, können die Messwerte im Extremfall sogar mehr als 10 Millimeter anzeigen und die Taschen bis zur Wurzelspitze reichen. Von einer schweren Parodontitis spricht man ab einer Taschentiefen von 6 Millimetern. Allerdings gibt es auch sogenannte „Pseudotaschen“: Wenn das Zahnfleisch stark angeschwollenen ist erhöhen sich die Messtiefe alleine schon dadurch. Ein hoher Wert muss in diesem Fall nicht bedeuten, dass sich der Knochen bereits zurückgebildet hat.
Die Behandlung von Zahnfleischtaschen
Welche Maßnahmen für die Behandlung gewählt werden, hängt in erster Linie davon ab, welche Schäden die Zahnfleischtaschen bereits verursacht haben. In jedem Fall ist jedoch die gründliche Entfernung der Bakterien das primäre Behandlungsziel. Je nach Ausprägung der Taschen kann dieses Ziel durch eine professionelle Zahnreinigung, bei der auch die Zahnfleischtaschen gereinigt werden, erreicht werden.
Bei erweitertem Behandlungsbedarf – ab ca. 3,5 Millimeter Tiefe der Zahnfleischtaschen – werden zunächst die rechte und linke Mundhälfte oberflächlich gereinigt, um die Bakterienherde einzudämmen. Dies geschieht in der Regel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Danach werden in einer weiteren Sitzung die Beläge in der Zahnfleischtasche entlang der Wurzeloberfläche in örtlicher Betäubung abgetragen. Küretten, speziell geformten Instrumenten, Airflow (Salzwasserstrahler), Ultraschallgeräten oder Laser kommen zum Einsatz, um die harten und weichen Beläge zuverlässig zu entfernen. Mit diesem Vorgehen erreicht der Zahnarzt meist ein gutes Ergebnis. Nach dieser Behandlung kann sich das Zahnfleisch wieder an den Zahnhals anlegen und sich regenerieren, wodurch die Taschentiefe verringert wird. In schweren Fällen hingegen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein.
Das können Sie selbst tun: Prophylaxe zum Schutz vor (neuen) Entzündungen
Ein- bis zweimal jährlich zur professionellen Zahnreinigung und Kontrolle
Um der Bildung von Zahnfleischtaschen von vornherein vorzubeugen, oder um sich nach einer Behandlung vor neuen Entzündungen zu schützen, sollten Sie ein- bis zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung in der Praxis sowie eine zahnärztliche Kontrolle durchführen lassen.
Wir empfehlen Ihnen eine professionelle Zahnreinigung durch eine examinierte Dentalhygienikerin, die aufgrund ihrer fundierten Ausbildung im Bereich Parodontologie auch eine Messung und Reinigung der Zahnfleischtaschen vornehmen darf. Zudem werden auch die allgemeinen Maßnahmen der professionellen Zahnreinigung durchgeführt. Die Zahnbeläge und der harte Zahnstein werden gründlich entfernt. Bei Patienten mit sehr tiefen Zahnfleischtaschen können mehrere Sitzungen erforderlich sein.
Bei der zahnärztlichen Kontrolle wird geprüft, ob sich Zahnfleischtaschen gebildet haben und wie tief diese sind. Beim Zahnarzt werden der aktuelle Status und gegebenenfalls die Entwicklung der Erkrankung beobachtet und dokumentiert.
Die häusliche Mundhygiene
Die optimale Prophylaxe beginnt jedoch schon mit Ihrer richtigen Mundhygiene zu Hause. Wer diese vernachlässigt, öffnet den Bakterienstämmen Tür und Tor. Die gefährlichen Beläge entstehen, die sogenannte Plaque, die Bildung von Zahnstein und Zahnfleischentzündungen sind die Folge. Sie beugen dem vor, indem Sie Ihre Zähne regelmäßig, sorgfältig und richtig putzen! Ideal ist eine elektrische Schallzahnbürste, doch mit der richtigen Technik erreichen Sie auch mit einer manuellen Zahnbürste eine gründliche Reinigung. Unabdingbar ist auch die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürsten, da sich sonst dort die Beläge und Bakterien ungehindert breit machen.
Und außerdem:
Wie bei den meisten Erkrankung gilt: Ein gesunder Lebenswandel ist der beste Schutz! In unserer Praxis Implanteer® bei München geben wir unsren Patienten folgende Empfehlungen, die für gesundes Zahnfleisch besonders relevant sind:
- Stärken Sie Ihr Immunsystems durch gesunde Ernährung und angemessene Bewegung
- Konsumieren Sie vor allem abends keine gesüßten Getränke mehr, dazu zählen auch natürliche Zuckerarten in Fruchtsäften
- Putzen Sie nach dem Verzehr von Zucker Ihre Zähne
- Oder noch besser: reduzieren oder vermeiden Sie Zucker ganz
- Dasselbe gilt für Alkohol und in noch stärkerem Maße für Nikotin! Denn das Nervengift stört die Durchblutung des Zahnfleischs
Wenn Sie diese Empfehlung beachten, können Sie Zahnfleischtaschen vermeiden oder zumindest eindämmen. Und dann können Sie sich doch gewiss über die „echte“ Tasche noch viel mehr freuen und sie mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht ausführen – und „Smile is everything!“
Ihr Ärzte-Team von Implanteer®
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