Zahnfleischtransplantation und Zahnfleischkorrektur bei Kieferorthopädie
Erfreulicherweise entscheiden sich immer mehr Erwachsene für eine kieferorthopädische Behandlung. Innovative Methoden sowie nahezu unsichtbare Zahnspangen und Zahnschienen ermöglichen es, Zahnfehlstellungen auch noch lange nach Abschluss des Kieferwachstums erfolgreich und diskret zu korrigieren. Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung kann jedoch eine Zahnfleischtransplantation in Ergänzung zu den kieferorthopädischen Maßnahmen notwendig sein. Dafür gibt es hauptsächlich zwei Gründe:
- Zahnfleischkorrektur nach Invisalign®-Therapie: Mit schonenden Methoden zur perfekten Zahnfleischästhetik
- Zahnunfall: Zahn abgebrochen, Zahn ausgeschlagen – was tun? Sofortmaßnahmen und Behandlungsmethoden
1. Bereits vor der KFO-Therapie ist zu wenig oder zu dünnes Zahnfleisch vorhanden
In diesem Fall ist es sinnvoll, das Zahnfleisch zu stärken oder aufzubauen, noch bevor mit den KFO-Maßnahmen begonnen wird.
2. Es kommt durch die KFO-Therapie zu Zahnfleischlücken oder Zahnfleischrückgang
Wenn bei einer kieferorthopädischen Behandlung die Zähne stark verschoben werden, passen Zahnfleisch bzw. der Zahnfleischverlauf meist nicht mehr zum neuen Zahnstand, da das Zahnfleisch im Gegensatz zu den Zähnen nicht bewegt werden kann. Auch kommt es vor, dass das Tragen einer Zahnspange oder die dadurch eingeschränkte Zahnpflege zu einem Zahnfleischrückgang (Zahnfleischschwund, Rezession) führen.
Stärkung des Zahnfleisches vor der kieferorthopädischen Behandlung
Beschaffenheit und Dicke des Zahnfleisches sind maßgeblich genetisch bedingt. Gesundes Zahnfleisch ist um die Zahnkrone herum fest angewachsen, relativ dick und sehr widerstandsfähig. Es schützt die darunterliegenden Zahnwurzeln und den Zahnknochen. Bei manchen Menschen ist das befestigte Zahnfleisch jedoch sehr fein und verletzlich oder das Zahnfleisch fehlt an manchen Stellen. Dünnes Zahnfleisch ist anfällig für den Zahnfleischrückgang (Rezessionen), ganz besonders im Bereich der Frontzähne. Auch die individuellen anatomischen Gegebenheiten können für unzureichendes Zahnfleisch verantwortlich sein. So haben beispielsweise Patienten mit Engständen, gekippten Zähnen, Außenständen, Zwangsbissen oder ungünstig ansetzenden Zungen- und Lippenbändern häufig zu wenig Zahnfleisch. Bei betroffenen Patienten sollte bereits vor der eigentlichen Therapie beim Kieferorthopäden sichergestellt werden, dass das Zahnfleisch die für die Behandlung notwenige Stärke und Widerstandsfähigkeit besitzt.
Zahnfleischtransplantation während und nach der Kieferorthopädie
Nach Abschluss einer gewünschten Zahnverschiebung entsprechen das Zahnfleisch und der Zahnfleischverlauf häufig nicht mehr den Anforderungen an die Funktion und Ästhetik. Im Gegensatz zu den Zähnen kann das Zahnfleisch nicht komplett durch eine Apparatur verschoben werden. Dies gilt für alle kieferorthopädischen Apparaturen, wie feste oder herausnehmbare Zahnspangen, die Lingualtechnik (innenliegende Zahnspange) und unsichtbare Zahnschienen (Aligner).
Zudem kann nach einer Extraktion mit Lückenschluss oder einer Erweiterung der Zahnbögen ein Zahnfleischschwund auftreten. Auch ein Zahnfleischrückgang durch die Zahnspange ist nicht ausgeschlossen, da die für die Zahnverschiebung nötigen Zugkräfte sich auch auf das Gewebe auswirken. In diesen Fällen ist eine Zahnfleischkorrektur evtl. mit Zahnfleischtransplantation angebracht.
Die Behandlungsmethoden: schonend und minimalinvasiv
Zahnfleischprobleme in Zusammenhang mit einer kieferorthopädischen Therapie lassen sich heute mit schonenden, mikrochirurgischen Behandlungsmethoden lösen – in der Regel durch eine Zahnfleischtransplantation oder eine Zahnfleischverschiebung. Solche Zahnfleischkorrekturen zählen zur plastisch-rekonstruktiven Parodontalchirurgie und werden meist unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Die Behandlung ist schmerzfrei, lediglich ein leichter Druck kann zu spüren sein. Je nach Anforderung und Zahnfleischsituation kommen dabei verschiedene Methoden und Verfahren zum Einsatz.
Zahnfleischverdickung durch Zahnfleischtransplantation
Eine häufige Methode ist das „Freie Bindegewebstransplantat“. Hierbei wird körpereigenes Gewebe, meist aus dem Gaumen oder der Wange, in einem mikrochirurgischen Eingriff entnommen, an die gewünschte Stelle verpflanzt und dort mit dem Gewebe vernäht. In der Regel wird kein vollständiger Schleimhautlappen verwendet, sondern lediglich die Bindegewebsschicht, die unter der Oberfläche der Schleimhaut liegt.
Zunächst wird das Empfängerbett für die Aufnahme des neuen Weichgewebes vorbereitet. Die Stelle wird minimalinvasiv mit mehreren feinen Schnitten geöffnet und das Gebiet wird gereinigt. Dann wird das Gewebestück entnommen, ebenfalls gereinigt und an die Größe und Form des fehlenden Zahnfleischgewebes angepasst. Im letzten Schritt wird das Transplantat in das Empfängerbett eingebracht und mit sehr feinen Nähten befestigt. Zusätzlich kann ein Wundverband angebracht werden. Je nach Schnittführung wird die Gewebe-Entnahmestelle vernäht oder mit einer Verbandsplatte aus Kunststoff bedeckt. Das neue Zahnfleisch und die Entnahmestelle können sicher und gut verheilen. Durch den Austausch genetischer Information vom Gaumengewebe zum Empfängerbett bildet sich neues Zahnfleisch und das umliegende Gewebe verbindet sich mit dem Transplantat im Laufe der Zeit zu einem optimalen Gewebetyp, der für eine stabile Zahnfleischsituation sorgt.
Zahnfleischkorrektur durch Zahnfleischverschiebung oder Lifting
Eine weitere Möglichkeit ist die „Verschiebelappentechnik“. Sie kommt in Frage, wenn in unmittelbarer Umgebung der betroffenen Stelle ausreichend Zahnfleisch vorhanden ist. Das benachbarte Gewebe wird vom Zahn gelöst, an die gewünschte Stelle verschoben und mit feinsten Nähten fixiert.
Sowohl durch die Transplantation als auch durch die Zahnfleischverschiebung wird das Zahnfleisch an den entsprechenden Fehlstellen wieder hergestellt oder verstärkt. Farbe und Beschaffenheit des „neuen“ Zahnfleisches sind nach Abschluss der Heilungsphase meist nicht mehr vom bereits zuvor vorhandenen Zahnfleisch zu unterscheiden. Das transplantierte oder verschobene Gewebe verwächst mit der Gewebeumgebung zu neuem, festem und stabilem Zahnfleisch. Freiliegende Zahnhälse und Zahnwurzelbereiche werden abgedeckt, das Zahnfleisch wird verdickt und unregelmäßige Zahnfleischverläufe werden korrigiert. Die harmonische Ästhetik ist wiederhergestellt und das Zahnfleisch kann seine Schutzfunktion für die Zähne zuverlässig erfüllen. Damit dies auch so bleibt, sind jedoch ein paar Regeln bei der Zahn- und Zahnfleischpflege zu beachten. Mehr dazu
Interdisziplinäre Behandlung für zuverlässige Ergebnisse
Die Auswirkungen einer kieferorthopädischen Therapie auf die Zahnfleischsituation müssen bereits vor Beginn der kieferorthopädischen Maßnahmen prognostiziert werden, im Idealfall durch den behandelnden Kieferorthopäden in Kooperation mit einem auf Parodontologie und Parodontalchirurgie spezialisierten Zahnarzt. Durch die gebündelte Fachkompetenz, die fundierte Diagnose und eine weitsichtige Prognose wird sichergestellt, dass die notwendigen Zahnfleischkorrekturen zum richtigen Zeitpunkt – vor, während oder nach einer KFO-Behandlung – durchgeführt werden. Dies wiederum sichert den langfristigen Erfolg der kieferorthopädischen Therapie mit einem ästhetisch ansprechenden Ergebnis. Und es schafft die idealen Voraussetzungen für den Erhalt der Zahngesundheit, da Erkrankungen wie Parodontitis oder Karies vorgebeugt wird.
Sprechen Sie uns auf eine geplante KFO-Behandlung an. Unsere Praxis nahe München ist auf den Fachbereich Parodontologie und Parodontalchirurgie spezialisiert und sehr erfahren in allen Methoden der Zahnfleischkorrektur und Zahnfleischoperation. Sprechen Sie mit Ihrem Kieferorthopäden also nicht nur über Ihre Zähne, sondern auch über Ihre Zahnfleischsituation. Bei einer frühzeitigen Abstimmung der kieferorthopädischen und parodontalchirurgischen Maßnahmen werden Sie vor, während und nach der Therapie gut lachen haben. Smile is everything.
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